Es war eine spontante Idee, die irgendwie im Raum stand, ohne dass jemand sie wirklich ausgesprochen hatte. Bis eben Wojtek plötzlich meinte: „Hey, warum feiern wir Silvester eigentlich nicht in Polen?“ Wojtek ist ein guter Freund von uns und kommt aus Polen. Es klang spannend, ein bisschen exotisch, und ehrlich gesagt, war es auch eine willkommene Abwechslung zu unserem üblichen Silvester in Wien. Sonst sitzen wir bei jemanden in der Wohnung, bechern uns zu und spielen irgendwelche Spiele. Also why not, oder?
Ende Dezember 2024 war es dann soweit. Wir packten unsere Sachen und fuhren nach Karpacz, ein kleines Städtchen im Riesengebirge. Schon bei der Ankunft war klar, dass das hier etwas Besonderes werden würde. Die Landschaft war traumhaft. Schnee, soweit das Auge reichte, und die Luft war so klar, dass man das Gefühl hatte, endlich mal wieder richtig durchatmen zu können.
Unser Quartier war eine Berghütte, die direkt aus einem Wintermärchen stammen könnte. Gelbe Holzwände, ein Dach, das mit Schnee bedeckt war, und eine Aussicht, die jeden Postkartenkünstler inspiriert hätte. Es war noch früh am Tag, und das weiche Licht der Wintersonne verlieh allem einen bläulichen Schimmer. Genau wie auf dem Bild, wo Wojtek mit seinen Skistöcken in der Hand vor der Hütte steht. Es sah aus, als würde er die Winterwelt direkt umarmen.
Die Silvesternacht war ein einziges Highlight. In der Stadtmitte, wo die Lichter von „Karpacz“ in riesigen Buchstaben strahlten, sammelten sich Menschen, um gemeinsam ins neue Jahr zu starten. Es war eine Mischung aus Tradition und Festlichkeit, wie sie wohl nur die Polen hinkriegen. Der Weihnachtsbaum oder sollte ich sagen, der Weihnachtsriese, war mit glühenden Sternen geschmückt, und die Stimmung war elektrisierend. Wir stießen mit Glühwärmenden Tee an, lachten und zählten die letzten Sekunden bis Mitternacht. Der Schnee, der alles wie eine schützende Decke bedeckte, glänzte im Licht der Feuerwerksraketen. Ein Anblick, den ich nicht vergessen werde.
Am nächsten Tag war es Zeit, die Natur zu erkunden. Wojtek führte uns zu einem Wanderweg, der so weiß war, dass es fast blendete. Die Bäume waren wie mit Zuckerguss überzogen, und jede Bewegung knirschte unter unseren Stiefeln. Auf einem der Bilder sieht man uns drei. Wojtek, Anna und mich. Mitten auf dem Pfad. Wir waren gut eingepackt, und trotzdem spürte man die Kälte ein bisschen, vor allem in den Ohren und Fingerspitzen. Aber diese Frische machte alles so lebendig.
Besonders ein Moment ist mir in Erinnerung geblieben. Auf einem anderen Bild sieht man Wojtek, wie er in seinem Rucksack kramt. Wir hatten gerade eine kleine Pause eingelegt, um die Aussicht zu genießen. Vor uns lag ein Tal, das aussah wie eine endlose weiße Decke, und darüber hingen leichte Nebelschwaden. Ich fragte Wojtek, was er sucht, und er grinste: „Ich hab noch ein paar Pierogi übrig. Wer will?“ Diese hausgemachten Teigtaschen waren der perfekte Snack in der Kälte.
Die Tage in Karpacz waren mehr als nur ein Skiurlaub oder eine Silvesterreise. Sie waren eine Erinnerung daran, wie wichtig Freundschaft ist und wie schön es sein kann, etwas Neues zu entdecken. Wojtek hat uns nicht nur sein Land gezeigt, sondern auch einen Teil seiner Heimat mit uns geteilt. Und jetzt, wo ich das schreibe, kann ich das Knirschen des Schnees und den Geschmack von Glühtee fast wieder spüren.
Vielleicht ist es genau das, was Reisen so besonders macht, dass man für einen Moment Teil von etwas Größerem wird. Ich weiß nur, dass ich irgendwann wiederkommen möchte. Vielleicht nicht unbedingt zu Silvester, aber ganz sicher, wenn der Schnee das Riesengebirge wieder in dieses winterliche Wunderland verwandelt.
Btw.. frohes neues Jahr euch allen! Hoffe ihr seid alle gut ins neue Jahr gerutscht! Auf ein gesundes und fröhliches 2025!